Warum reisen Sie denn ausgerechnet mit dem Fahrrad? Mit dem Auto ginge es doch viel besser! Der freundliche Amerikaner, der mich auf einem Rastplatz in New Mexico zu einem kühlen Bier eingeladen hat, steht vor meinem vollbeladenen Rad und kann es einfach nicht begreifen. So ging es mir oft in den letzten Wochen , denn alse einsamer Radfahrer unter Millionen Autofahrern ist man hierzulande ein Exot.
Viele Autofahrer winken zum Gruß, und so mancher Trucker in seinem schweren Brummi läßt das Horn erschallen, wenn er mich überholt... Selbst die kalifornische Polizei demonstrierte mir ihre großzügige Hilfsbereitschaft auf ganz besondere Weise. Kurzerhand nämlich lud der Cop mein Fahrrad in den Kofferraum seines Dienstwagens und fuhr mich ruck-zuck in die nächste Stadt. Es wäre ihm wohl zu mühsam gewesen, mir den Weg dorthin zu erklären!
Das erste Teilstück meiner Radtour durch den Westen der USA, die Strecke zwischen Los Angeles und Phoenix, habe ich bequem mit dem Zug zurückgelegt - dem Southern Pacific Railroad. Ab Phoenix aber, der Hauptstadt des Wüstenstaates Azizona, wird es dann ernst. Temperaturen zwischen 37 und 43 Grad im Schatten - nicht gerade ideal für ausgedehnte Tagesetappen! Doch ich hatte es mir nun mal in den Kopf gesetzt, unter dieser glühenden Sonne auf dem Sattel meines Bikes zu reisen....
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Nordöstlich von Phoenix erstrecken sich weite, hügeligeKakteenlandschaften. Die großen, bis zu 15 Meter hohen Saquaro-Kakteen stehen gerade in voller Blüte. Ohne Ehrgeiz, mit schweren Füßen, trete ich in die Pedale und kann mich an der landschaft um mich herum einfach nicht richtig erfreuen.
Schon kurz nach Sonnenaufgang ist es wieder unerträglich heiß geworden. Keine Wolke am Himmel, keine Luftbewegung, nur stehende Hitze - und nirgendwo ein schattiges Plätzchen. Kein Wunder also, daß mein Wasserverbrauch zwischen8 und 10 Litern pro Tag liegt - ein ganz nettes zusätzliches Gewicht, das in dieser menschenleeren Gegend ebenfalls befördert sein will. Nach tagelangen Berg- und Talfahrten geht es nun beständig bis auf 2000 Meter hinauf. Kiefernbestimmen jetzt das Landschaftsbild. Und ich genieße es natürlich, durch angenehm schattige Wälder zu fahren. Meine Stimmung bessert sich denn auch zunehmend. Die Anfangsschwierigkeiten sind endlich überwunden, und schöne Rastplätze an abgelegenen Seen lassen mich die Strapazen der vergangenen Tage fast vergessen.
Durch den Petrified Forest mit seinen versteinerten Baumstämmen und der vielfarbig schimmernden " bemalten Wüste " erreiche ich das Reservat der Navajos, dem größten Indianerstamm Nordamerikas. |